Die Ziegenherde wandert ab!

02. Oktober 2020 | Dellbrücker Heide, Bergische Heideterrasse, Landwirtschaft, Naturschutz, Tiere und Pflanzen, Umweltbildung

Nach drei Wochen zieht die Ziegenherde des Ziegenhofs Stumpf von dem Naturschutzgebiet Dellbrücker Heide, mit Zwischenstopp in der Strundener Heide, zurück in die Wahner Heide.

Die Ziegenherde des Ziegenhofs Stumpf auf dem Weg ihrer Wanderung. (Gabriele Falk) Die Ziegenherde des Ziegenhofs Stumpf auf dem Weg ihrer Wanderung.  (Gabriele Falk)

Eine der Ehrenamtlichen, die in der Dellbrücker Heide bei den regelmäßigen Einsätzen mitarbeitet, äußert nachdenklich: “Dass in Köln eine Herde noch wandern kann und nicht gefahren werden muss, ist ein Geschenk“. Wirklich einfach ist die Wanderung jedoch nicht. Der Schäfer wurde auf dem Weg angesprochen, ob er den Knall nicht gehört hätte. Die Tiere hätten auf der Straße nichts zu suchen, und würden den laufenden Verkehr blockieren. Zum Glück ist dies die Ausnahme. Dennoch zeigt dieser Vorfall deutlich die Entfremdung von einer wertvollen Form der Pflege von Kulturlandschaften.

Der BUND Köln freut sich, dass einer der wenigen Wanderschäfer regelmäßig in der Dellbrücker Heide ist. Den Wanderherden, die dringend notwendig sind für den Erhalt der biologischen Vielfalt, fehlt leider die notwendige Anerkennung, finanzielle Unterstützung und der Nachwuchs.

Ohne den Besuch der Herde fehlen viele wichtige Elemente der Ökologie. Ein wichtiger Aspekt ist der des Biotopverbunds. Die Bergische Heideterrasse ist ein solch naturräumlicher Biotopverbund, den es zu schützen und zu erhalten gilt. Offenlandhabitate wie Wiesen, Weiden, Heiden, Lichtungen, Trockenrasen und Zwergstrauchheiden mit gleichen geologischen Voraussetzungen und vergleichbarem Arteninventar sind hier noch vorhanden. Die Herde hält diesen Verbund frei und über das Fell der Tiere werden Pflanzensamen von der Wahner Heide in die Dellbrücker Heide transportiert. Neben den bereits genannten Gebieten liegen auch Strundener Heide, Königsforst, Iddelsfelder Hardt, Schluchter Heide und Dünnwalder Wald auf der Wanderroute des Schäfers, sodass diese Heideterrassentrift besonders effektiv ist.

Diese Wanderwege bieten auch vielen anderen Tieren, die nicht weit fliegen können, einen zusammenhängenden Lebensraum. Einzelne Inseln werden auf Dauer nicht das Überleben von Pflanzen und Tieren sichern. Das Bundesamt für Naturschutz hat diese Problematik erkannt und im Bundesnaturschutzgesetz bearbeitet. Die schmalen Korridore, die in Großstädten wie Köln noch die Funktion als Biotopverbund erfüllen, sind jedoch leider wenig in diesem Sinne geschützt. Das ehrenamtliche Engagement der Naturschutzverbände für die Verteidigung dieser Flächen gegen andere Interessen (wie Bebauung) ist hoch. Es muss jedoch auch verstanden und gehört werden, dass es um mehr geht als eine einzelne Wiese. Ziegen und Schafe tragen ebenso zur Insektenvielfalt bei. Von dem Kot der Tiere ernähren sich viele Insekten. Von diesen Insekten ernähren unter anderem Vögel ihren Nachwuchs. Dies ist nur ein kleiner Aspekt, um die Komplexität von Ökosystemen darzustellen.

Es sind noch viele weitere gute Gründe für Herden zu nennen. Als weiterführende Lektüre empfehlen wir die Jubiläumsschrift des BUND “Dellbrücker Heide“ und das Handbuch “Biotopverbund“.

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