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Pflanzen an Rändern und Säumen in Köln: Botanische Exkursion entlang des Grüngürtels in Köln-Klettenberg

29. April 2022 | Umweltbildung

Der Referent Dr. Götz Heinrich Loos vermittelt den Teilnehmenden der Exkursion die Bedeutung des Saums als Lebensraum. Der Referent Dr. Götz Heinrich Loos vermittelt den Teilnehmenden der Exkursion die Bedeutung des Saums als Lebensraum.  (Gabriele Falk)

Säume: Übergang von Wald- zu Offenlandschaften

Natürlicherweise siedeln sich in Saum- und Randsituationen längs von Wäldern und anderen Gehölzen neben Bäumen Sträucher an und vor diesen krautige, meist mehrjährige Pflanzen. Somit ergibt sich ein gestufter Übergang von hohen Bäumen zum Beispiel zu flachen Grünländern.

Wiesen, Weiden und Felder sind Kulturlandschaftsstandorte. Ohne menschliches Eingreifen wären auch diese baumbestanden, denn in den unseren Breiten steht am Ende der Sukzession immer ein Wald. Dennoch gab es immer die Übergänge von Bäumen zu flachem, baumfreiem Gelände. Brände, Stürme, Überflutungen, große Pflanzenfresser (u.a. Auerochsen) sind einige Faktoren, die diese baumfreien Flächen verursachten. 

Botanisch gesehen,sind die an Bäume angrenzenden Lebensräume in Waldmäntel und Säume gegliedert. Auch an Hecken befinden sich im besten Fall Säume. Diese menschengemachten Anlagen von Sträuchern ähneln in ihrem Arteninventar und ihren ökologischen Funktionen Waldmänteln.

Wie steht es um die Säume bei uns? Eine Exkursion durch den KGV Klettenberg.

Bei der Exkursion am 02.04.2022 widmete der BUND Köln, unter Leitung von Dr. Götz Heinrich Loos, den Lebensräumen Waldmantel und Saum.

Im Naturerlebnisgarten Klettenberg konnten schon einige krautige Pflanzen wie Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Kletten-Labkraut (Galium aparine) sowie die Armenische Brombeere (Rubus armeniacus), die von den hohen Bäumen zu der niedriger wüchsigen Wiesenfläche vermitteln, erkundet werden.

In der benachbarten Kleingartenanlage wurden die Säume an den Hecken genauer betrachtet. Diese zeigten die üblichen Verdächtigen auf stickstoffreichen Böden -wie die Große Brennnessel (Urtica dioica), Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Große Klette (Arctium lappa), Gundermann (Glechoma hederacea), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) und Kletten-Labkraut (Galium aparine). Dazu gesellte sich hier auch der kleine Hain- oder Hecken-Ehrenpreis (Veronica sublobata) dazu. Wenige Gräser und einige Exemplare der Gattung Löwenzahn (Taraxacum) wuchsen hier ebenfalls auf. 

An einem Garten war ein Saum von frischem, vitalem, grünem Gewöhnlichem Giersch (Aegopodium podagraria) zu finden.  Auch wenn dieser bei Gärterner:innen wegen der Wuchsfreudigkeit weniger beliebt ist, so ist er eine „echte“ Saumpflanze im botanischen Sinne und gibt den Namen für die Giersch-Saumgesellschaft – Aegopodion. 

Erfreulich in der Kleingartenanlage Klettenberg war, dass es viele Flächen auf den Wegen gab, die an den Rändern krautige Pflanzen zuließen. Ein überwuchernder Bewuchs, der ein Durchschreiten verhindert, war und ist jedoch keineswegs zu Befürchten. 

Ein ganz anderes Bild bot sich, der Grünfläche dem Kleingarten gegenüber liegend, auf der anderen Seite des Militärrings. Zwar befanden sich eine Rote Johannisbeere (Ribes rubrum) und auch einige überalterte Schwarze Holunder (Sambucus nigra) zwischen hohen, älteren Bäumen, doch krautige Pflanzen im Sinne eines Saums ließen sich vermissen. Insgesamt war die Bepflanzung mit Sträuchern lückig. Auch krautige Pflanzen der Waldgesellschaften waren kaum zu finden, obwohl das Alter der Bäume anzeigte, dass der Boden geeignet sein könnte.

Am Rand der großen Wiese wäre ein Waldmantel zu erwarten. In weiten Teilen gingen die Bäume jedoch abrupt in eine Grasfläche über. Bei Mahd bis an die Bäume heran können sich keine Waldmäntel ausbilden. Ohne Waldmäntel haben Säume kaum eine Chance. An einigen wenigen Stellen bildeten Brombeeren einen Übergang.

An vielen Stellen haben die Bäume für reichlich Nachwuchs gesorgt. Sträucher und Säume haben hier keine Chance mehr aufzuwachsen, da die Licht- und Nahrungskonkurrenz zu groß ist. 

Jungen Baumauswuchs zu entfernen oder die ersten Meter der vorhandenen Bäume zu entnehmen, wäre ein naturschutzfachlicher Weg, die naturgegebene Abstufung wieder herzustellen und den Säumen einen Raum zu geben. Die Akzeptanz, Baumfällungen zuzulassen, ist in Zeiten des Klimawandels jedoch gering. Die Wiesen zu Gunsten der Waldmäntel mit der Anlage bzw. Pflanzung von Sträuchern und Säumen zu opfern, wäre ökologisch auch unakzeptabel. 

Bei der Exkursion mit verschiedenen Standorten und ihren Eigenschaften fanden wir keine Säume im vegetationskundlichen Sinne. Diese bestehen aus mehreren Pflanzen, die oft aufgrund von bodentypologischen Gegebenheiten zusammen wachsen. Hier wurden Pflanzen mit verschiedenen vegetationstypischen Zugehörigkeiten gefunden, darunter unter anderem auch Säume anzeigende Arten (Saumzeiger). In der nachfolgenden Tabelle ist aufgeführt, welchen pflanzensoziologischen Einheiten, die Säume mindestens teilweise betreffen, die gefundenen saumzeigenden Pflanzen zugeordnet werden können.

Bei der Kartierung der Kölner Hecken im Projekt „Urbane Hecken und Säume“,welches von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW gefördert wird, deutet sich in der Auswertung zu Säumen insgesamt ebenfalls der Verlust dieses Lebensraums an.

 

Somit ist es festzuhalten, dass Strauch- und Krautsäume es schwer haben, einen Platz in unserem Umfeld zu finden oder schon erst einmal zu halten. Andere wertvolle Lebensräume, Nutzungsinteressen sowie Pflege, die nicht auf diese Lebensräume ausgerichtet ist, stehen in Konkurrenz.

Säume und Waldmäntel verschwinden zunehmend im Landschaftsbild, so dass es schwierig wird, die Wertigkeit zu dokumentieren und eine Lobby für deren Erhalt zu finden. 

Festzuhalten ist jedoch auch, dass mit dem Verschwinden der Lebensräume Waldmantel und Saum etliche Tiere, insbesondere Insekten, verloren gehen. Die Tiere, deren Nahrungsquelle Insekten sind, wie Vögel zum Beispiel, sind ebenfalls Leidtragende. 

 

Vegetationskundlich gesehen: Auch wenn hier nur eine Momentaufnahme bei einer Exkursion mit Blick auf krautige Pflanzen am Rand von baum- und heckenbestandenen Flächen erstellt wurde, sind saumzeigende Arten hiermit dennoch dokumentiert.

Auf Grund fehlender Arten ist keine Klassifizierung im pflanzensoziologischen Sinne möglich.  Am ehesten ist Gefundenes einzuordnen in die Klasse Artemisietea vulgaris (Ruderale Beifuß-und Dieselgesellschaften) mit Urtica dioica.

Aus den charakteristischen Arten für die Ordnung Convolvuletalia sepuim (Zaunwindengesellschaft) sind nur Galium aparine und Glechoma hederacea vertreten: 2 von 12 kennzeichnenden Arten. 

Wertvollere Säume auf mageren Böden sind in Köln nicht zu erwarten, da die Zeigerarten aus den Einheiten Geranion sanguinei, Trifolionmedii und Melampyrion pratensis hier fehlen. Sie können hier durch Gesellschaften der Geo urbani-Alliarion petiolatae (Nelkenwurz-Knoblauchsrauken-Saum- und Verlichtungsgesellschaften) vertreten werden, sofern angepasste Pflege erfolgt und Platz dafür vorhanden ist.

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