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Pressemitteilung: Kommentar zur Entenjagd in Köln-Sürth

19. Januar 2022

Dass die Entenjagd in Köln-Sürth derzeit für Aufsehen sorgt, ist zu begrüßen. Denn so werden Konflikte sichtbar, die meist der Öffentlichkeit entzogen werden: Jagdausübungsberechtigte, die nach eigenem Ermessen, nach Kriterien ihrer eigenen Parallelwelt Tiere töten und unzählige andere gefährden – und dies kurioserweise auch dürfen.

Stockente mit Küken  (Holger Sticht)

Weder in der Natur noch in Kulturlandschaften gibt es aus populationsökologischer Perspektive „Überpopulationen“. Dieser Begriff ist allein dem „Jägerlatein“ entliehen, um einen vermeintlichen Bedarf für Tiertötungen zu suggerieren und zu rechtfertigen. Tatsächlich gibt es in allen Ökosystemen immer so viele Tiere, wie der Lebensraum hergibt, wie er zum Beispiel ernähren kann. Zu viele Tiere gibt es in der Landschaft faktisch nie, sondern bestenfalls aus dem subjektiven Empfinden mancher Mitmenschen heraus. Dieses Empfinden entbehrt aber jeder naturwissenschaftlichen Grundlage.

Die Stockente (Anas platyrhynchos) steht auf der Vorwarnliste der Brutvögel für die Großlandschaft der Niederrheinischen Bucht, zu der das Kölner Stadtgebiet zählt. Es handelt sich also um eine Art, die in den vergangenen Jahrzehnten deutliche Bestandseinbußen erfahren hat und droht, auf die Rote Liste zu geraten. Vögel dieser Art zu töten ist also nicht begründbar, zumal die Stockente keine wirtschaftliche Bedeutung hat und keine Rolle bei der Ernährung spielt.

Dass Populationen ein Ungleichgewicht in der Geschlechterverteilung haben können, ist ein natürliches Phänomen und kann Folge von Umweltbedingungen sein. Weder ist es relevant, dies emotional zu bewerten, noch sind wir in der Lage, dies durch Abschüsse von in diesem Falle männlichen Tieren zu verändern.

Durch die jagdlichen Eingriffe werden auch immer wieder streng geschützte Arten gestört oder durch Streuung des Schrots bzw. Fehlschüsse verletzt und damit gequält, die nicht unter das Jagdrecht fallen. Die hohen Fluchtdistanzen, die durch Jagd erst erzeugt werden, führen dazu, dass weniger Zeit zur Nahrungsaufnahme verbleibt, gleichzeitig aber mehr Energie für die Flucht aufgebracht werden muss. Es sterben also nicht unbedingt nur die Vögel, die am Ende der Jagd auf der Strecke liegen.

Die wenigen jagdfreien Gebiete, die es gibt, lassen uns belegen, wie wesentlich ein Jagdverzicht für die biologische Vielfalt ist. Fälle wie dieser in Köln-Sürth sollten uns dazu veranlassen, die Relevanz von Jagd in einer zivilisierten und aufgeklärten Gesellschaft auf naturwissenschaftlicher Grundlage zu überdenken und unser antiquiertes, seit 1934 in Grundzügen unverändertes Jagdrecht grundlegend zu reformieren.

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