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Wiesenpflege für mehr Artenvielfalt - Wieso das Land-Reitgras in der Dellbrücker Heide Probleme macht

02. August 2022 | BUND, Dellbrücker Heide, Naturschutz

In dem Naturschutzgebiet „Dellbrücker Heide“ verfolgen wir das Ziel, die Landschaften offen zu halten und Magerwiesen entstehen zu lassen. Doch leider stehen uns dabei einige Pflanzen im Weg - So auch das Land-Reitgras.

Das Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) erkennt man gut an ihren rötlich-braunen Blüten.  (Christian Wartke)

Der Lebensraumtyp „Heide“ ist hierzulande erst durch menschlichen Einfluss entstanden. Die ohnehin schon nährstoffarmen Gebiete wurden gar nicht erst zum Ackerbau verwendet, sondern als Weidefläche benutzt. Weitere Nährstoffe wurden der Heide durch den sogenannten Plaggenhieb entzogen. Es entstand ein Humus- und Nährstoffarmer Boden, auf welchem sich wahre Spezialisten entwickeln konnten. Viele Pflanzen, die hier blühen, könnten unter anderen Umständen gar nicht existieren, weil sie von anderen konkurrenzstarken Arten verdrängt würden. Auch viele Tierarten sind auf einen solchen Lebensraum angewiesen. Viele Heuschrecken-Arten, die in der Dellbrücker Heide dank der offenen Lebensräume und folglich hohen Bodentemperatur vorkommen, hätten anderswo keine Chance.

Wie dieser Lebensraum durch menschliche Hand entstanden ist, so würde er ohne menschliche Unterstützung auch wieder verschwinden. Schrittweise würden sich diese Biotope langfristig zu einem Wald entwickeln. Die ersten Pflanzen, die sich auf den mageren Flächen ausbreiten und die kokurrenzschwachen Arten verdrängen, nennt man Pionierpflanzen. Eine dieser ist das Land-Reitgras! Der Name hat nichts mit Pferdesport zu tun, sondern leitet sich vom, vor allem in Süddeutschland geläufigen Begriff „Reuth“ für „Rodung“ ab. Das Land-Reitgras ist also bekannt dafür, dass es sich auf offenen Flächen wohlfühlt. Doch hohe Ansprüche hat es nicht, es kommt mit sehr verschiedenen Bedingungen hinsichtlich Trockenheit und Nährstoffangebot zurecht. Dieses robuste Gras kann bis zu 1,5 m hochwachsen und breitet sich sehr schnell, vor allem vegetativ durch unterirdische Ausläufer, aus. Es bildet sich dadurch relativ schnell eine dichte Streuauflage aus alten, abgestorben Pflanzenteilen. Auf diesen Land-Reitgrasfluren haben andere Pflanzen immer weniger Chancen, sich zu entwickeln; erst recht keine Offenland-Arten! Einerseits, weil durch die Wuchshöhe kaum Licht in den bodennahen Bereich kommt; andererseits weil durch den dichten Filz keine anderen Samen auskeimen können. So verringert das Land-Reitgras die Artenvielfalt der Pflanzen und entzieht auch tierische Offenland-Arten ihren Lebensraum!

Wege, um das Land-Reitgras einzudämmen, wurden viele untersucht. Doch der ideale Weg wurde nicht gefunden. Die infrage kommenden Optionen wären: Mahd, Beweidung oder ein Abtragen des Oberbodens. Letztere Option ist aufgrund der großen Flächen in der Heide und dem daraus folgenden Arbeitsaufwand für unsere ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen leider nicht zu stemmen. Wir in der Dellbrücker Heide setzen vor allem auf das Mähen und wählen dabei die Sense als bevorzugtes Werkzeug ein. Die Sense erlaubt uns eine Mahd, bei der wir besonders rücksichtvoll mit den Wiesenbewohnern umgehen können. Blühende Wiesenblumen werden ausgespart und Insekten kommen nicht in den Rotorblättern einer schweren motorisierten Maschine um.
Das Land-Reitgras muss auf jeden Fall mindestens einmal jährlich gemäht werden, um eine Verbreitung durch Wurzelausläufer einzudämmen. Es hat sich in unserer Erfahrung auch gezeigt, dass bereits einmaliges Mähen vor der Blüte zu Erfolgen geführt hat.

In den kommenden Wochen werden wir nicht alle Bereiche der Dellbrücker Heide mähen. Zum einen ist das Gebiet schlicht zu groß und vom Arbeitsaufwand nicht realisierbar. Zum anderen bieten wir dadurch vielen Tieren eine Möglichkeit, ein Refugium in ungemähten Bereichen zu suchen und ihre Entwicklung abzuschließen.

Mehr zur diesjährigen Mahd auch HIER!

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