Die Exkursion war ein voller Erfolg! Zusammen mit sehr interessierten Teilnehmer*innen hat der BUND Köln mit Dr. Götz Loos vom Botanischen Verein in Bochum eine Führung in der Brache mit rudimentären Glatthaferwiesen an der S-Bahn Holweide genießen dürfen.
Neben vielen tollen Eindrücken zu verschiedensten Pflanzen wurde eine Pflanze gefunden, bei der selbst Götz Loos erst einmal in die Bestimmungsliteratur schauen wollte:
Ein Kölner Erstfund: Lathyrus nissolia, die Gras-Platterbse!
In der bundesweiten Liste der bedrohten Arten ist diese hübsche Pflanze mit "2" eingetragen, was bedeutet, dass sie stark gefährdet ist. Auf dieser bundesweiten Ebene gilt die Pflanze als einheimisch.
Für Nordrhein-Westfalen ist dies hingegen anders: Das Landesamt für Naturschutz (LANUV) gibt in seiner Roten Liste für NRW keine Angaben zum Grad der Gefährdung an und die Pflanze wird als Neophyt, also als "Neuankömmling", etwa ab den 16. Jahrhundert nach der Entdeckung Amerikas, gelistet. Das Kürzel "R" zu dieser Pflanze in der Liste bedeutet häufige Einschleppung mit Rasen und Wildblumeneinsaaten.
Wie solche Unterschiede entstehen können, ist nicht wirklich geklärt. Beide Angaben stehen in offiziellen Listen, widersprechen sich aber.
Ökologisch bedeuten diese verschiedenen Ansichten einen großen Unterschied. Eine einheimische Pflanze ist besonders wünschenswert, da die einheimischen Tiere wie z.B. Insekten sehr gut darauf angepasst sind und Futter wie Pollen und Nektar aus der Pflanze aufnehmen können. Bei einem Neophyt ist es jedoch teilweise so, dass unsere einheimischen Tiere nichts damit anfangen können. Am Beispiel eines Schmetterlingsrüssels ist dies gut zu demonstrieren: Ist zum Beispiel der Rüssel eines Schmetterlings genau richtig für eine bestimmte (einheimische) Blüte, so kann dies bei einer Pflanze der gleichen Pflanzenart aus anderen Ländern anders sein. Die Tiere fliegen die Pflanzen an, da sie optisch gleich aussehen, haben Energie verbraucht, kommen dann aber nicht ans Futter, da der Rüssel z.B. einen Millimeter zu kurz ist (oder ähnliches).
Der Eintrag von Neophyten geschieht oft durch Einsaaten von Pflanzenmischungen. Daher sollte dies wenn möglich vermieden werden. Mähgutübertragung von artenreichen Wiesen mit heimischen Pflanzen in direkter Nachbarschaft bietet oft eine gute Alternative.
Bei dem bemerkenswerten Vorkommen der seltenen Gras-Platterbse aus Köln sind wir guter Dinge, dass dieses nicht aus Einsaaten ist.
Ganz bestimmt heimisch und zum Glück noch nicht selten sind der Schmetterling Waldbrettspiel, die Heckenbraunelle und die Erdhummel, die die Teilnehmer*innen stetig begleiteten.
Der BUND Köln hat die Zusage vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln, die Pflege der Fläche mit zu übernehmen. Diesbezüglich finden zurzeit Gespräche zu den konkreten Maßnahmen statt.
Die Mitglieder des BUND Köln freuen sich schon auf den nächsten Besuch und lassen beim ersten Einsatz, dem Mähen der wertvoller Glatthaferwiesen von sich hören. Diese Pflege ist wichtig, um die Fläche nicht verwalden zu lassen und so einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität zu leisten. Denn Glatthaferwiesen sind ein wichtiger Lebensraum, u.a. für viele Insekten.