Beim städtischen Schulgartenprojekt „Gärtnern mit Pänz“ arbeiten Stadt Köln und die BUND Kreisgruppe Köln erfolgreich für Umweltbildung und Stadtökologie zusammen.
Eigentlich sollte es ein Buddel-Camp mit Grundschulkindern werden. Doch wegen der Covid-19-Gefahr blieben die Erwachsenen unter sich: Der Garten des Offenen Ganztagsschule in Zündorf wurde umgestaltet.
Gabriele Falk von der Kölner Gruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte dafür ein neues Konzept entwickelt: klare Strukturen statt querbeet. Im Rahmen des städtischen Projektes "Gärtnern mit Pänz" wurde der Garten nun in drei Abschnitte gegliedert. "Gemeinsam mit dem Umweltamt der Stadt Köln und der Offenen Ganztagsschule hatten wir den Schulgarten 2016 anlegen können", erinnert sich Falk. "Jetzt war es wichtig, umzuplanen, um den künftigen Bestand zu sichern."
Naïma Stoll, die die Garten-AG für die Offene Ganztagsschule in Zündorf betreut, hatte sich gewünscht, dass der Garten pflegeleichter wird. Sie und die Grundschulkinder lieben ihren Schulgarten, aber die zwei AG-Stunden pro Woche sind immer viel zu schnell vorbei. So konnte nicht alles Unerwünschte gezupft und beschnitten werden; in den Ferien vertrockneten manche Pflanzen, die ständig gießfreudigen Beistand brauchen. Zwar halfen zupackende Eltern, doch vom ursprünglichen Plan des Naturerlebnisgartens war nach dem gut gemeinten Engagement vieler verschiedener Helfer kaum etwas übrig geblieben: Chaos statt Garten Eden.
Nach der Umgestaltung ist für die Kids künftig nun wieder alles drin: riechen, schmecken, chillen, Outdoor-Kunstobjekte basteln und Tiere beobachten. Das Schul-Eichhörnchen kann sich über ein Futterhaus freuen, Kaulquappen schwimmen jetzt in einem höher gelegten Mini-Teich. Die Schulkinder werden künftig beim BUND-Gartenschläferprojekt mitmachen: Das bürgerwisssenschaftliche Vorhaben widmet sich den vom Aussterben bedrohten kleinen Bilchen. In Porz kommen die seltenen Tiere noch vor.
Die Stadt Köln hat das Projekt "Gärtnern mit Pänz" 2014 ins Leben gerufen. Stephanie Großmann vom Kölner Umweltamt und die Schulgartenexpertin Dr. Brigitta Goldschmidt vernetzen seitdem Interessierte, Schulen, Umweltverbände und Initiativen. "Wir wollen Menschen interkulturell und generationsübergreifend für Natur und Gärtnern begeistern", erklärt Großmann.
Dabei geht um mehr als den grünen Daumen zu kitzeln: Die Schulgärten bieten als ganzheitliche Miniatur-Welten Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen -und einen besonderen Ort zum Lernen.
Naïma Stoll und dem Leiter des Offenen Ganztages Guido Graef ist es heute wichtiger denn je, die Kinder an die Themen Umweltschutz und nachhaltiges Leben heranzuführen. "Die Corona-Pandemie öffnet immer mehr Menschen die Augen. Denn wir brauchen die Natur und die Artenvielfalt zum Überleben. Es ist wichtig, dass Kinder mehr über diese Zusammenhänge lernen und Spaß an der Naturerfahrung haben," sagt Stoll, als sie mit dem Diplom-Biologen Dominik Breker vom BUND einen neuen Johannisbeerstrauch pflanzt. In Vergessenheit geratende Forschungsergebnisse aus Japan, Münster und Tübingen zeigten vor zehn Jahren, dass die Blätter der schwarzen Johannisbeere ohne Nebenwirkungen gegen damals bekannte Corona-Viren helfen und auch zur Prophylaxe taugen. Einige Pflanzenarten haben im Lauf der Evolution breit wirkende Abwehrkräfte gegen Krankheitserreger wie Bakterien und Viren entwickelt. Daher bietet die Natur viele wirksame Arzneien – oft noch unerforscht-, doch die Artenvielfalt ist durch unseren Lebensstil zunehmend bedroht. Schlimmer noch: Wenn die natürlichen Lebensräume schrumpfen und die Natur aus dem Gleichgewicht gerät, springen Krankheitserreger leichter auf den Menschen über und können gefährliche Pandemien auslösen. Es ist daher wichtig, das Thema Nachhaltigkeit in die Schulen zu tragen und Bildungsangebote mit Naturerlebnissen zu stärken.
Der BUND Köln kümmert sich deshalb schon seit mehr als zehn Jahren um Kölner Schulgärten, seit sechs Jahren zusammen mit dem Kölner Umweltamt. Die Grundschule Schmittgasse mit ihrem offenen Ganztagsangebot wurde als "Schule der Zukunft" ausgezeichnet, auch wegen des Gartenprojektes: Der Schulgarten ist mehr als nur gelebte Bildung für nachhaltige Entwicklung - er ist zugleich Refugium für bedrohte Arten in Köln. Auf knapp 200 Quadratmetern gedeihen über 300 verschiedene Arten von Wildpflanzen. Seltene Käfer und Wildbienen summen um die Blüten herum und Vögel nisten in den Obstgehölzen - ein kleines Paradies am Rand der Stadt.
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Text und Fotos Sabine Hammer