Wohnungsnot betrifft nicht nur uns Menschen, sondern auch unsere fliegenden Nachbarn - die Fledermäuse. Die zunehmende Abholzung von Wäldern und die Intensivierung der Landwirtschaft haben eine starke Dezimierung ihrer Lebensräume und damit einen Mangel an Nahrung und geeigneten Quartieren zur Folge. Auch Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden sowie die Beseitigung von Totholz und höhlenreichen Bäumen tragen zur aktuellen Situation bei.
Es ist an der Zeit, nicht nur politische Maßnahmen zum Erhalt ihrer Lebensräume in Stadt und Wald zu fordern, sondern auch selbst aktiv zu werden. Genau das taten die Teilnehmer*innen des Workshops "Ein Haus für Fledermäuse". Ausgerüstet mit Holz und Akkuschrauber traf sich die Gruppe an dem wohl ersten richtig warmen und Tag des Jahres, in der Pflanzstelle in Köln-Kalk, um Fledermausquartiere zu bauen.
Zu Beginn des Workshops wurde der Veranstaltungsort, die Pflanzstelle Kalk, vorgestellt. Ulla Goebel, eine Aktive in der Garten-AG, betonte die Bedeutung dieses interkulturellen Gemeinschaftsgartens, der bereits seit 11 Jahren fest in Köln-Kalk verankert ist. Als eine der wenigen Grünflächen im Stadtteil ermöglicht er das gemeinsame Anpflanzen von Gemüse und Kräutern in Hochbeeten. Trotz der Herausforderungen von Obdachlosigkeit, Drogenproblemen und Armut im Stadtteil symbolisiert der Gemeinschaftsgarten Hoffnung und Gemeinschaft und war somit der ideale Ort für unseren Workshop.
Der Fledermausexperte Jonas Schaffrath setzte den Workshop mit einer umfassenden Einführung in die Welt der Fledermäuse fort. Die Teilnehmer*innen erfuhren nicht nur etwas über ihre Anatomie, ihr Paarungsverhalten und ihren Jahreszyklus, sondern auch über ihre einzigartige Navigation durch Echoortung, ihren Winterschlaf, die Aufzucht ihrer Jungen und die Bedeutung von Wochenstuben. Höhepunkt des Tages war jedoch der Besuch einer echten Fledermaus. Die Teilnehmer waren begeistert, als der Referent eine kleine Zwergfledermaus präsentierte. Es handelte sich um ein Pflegetier, das hoffentlich bald wieder fliegen lernt und ausgewildert werden kann. Obwohl die Begegnung nur von kurzer Dauer war, hinterließ sie bei allen einen bleibenden Eindruck. Vor allem die jüngste Teilnehmerin war von dem geflügelten Tier sehr angetan.
Nach dieser spannenden Einführung begann der praktische Teil des Workshops. Unter Anleitung des Referenten bauten die Teilnehmer Flachkästen für Fledermäuse. Besonderes Augenmerk galt umweltfreundlichen und witterungsbeständigen Materialien, um den Tieren optimale Lebensbedingungen zu bieten. Akkuschrauber, Schrauben, Bleistift, Lineal und vorgeschnittene, unbehandelte Holzplatten waren alles, was man brauchte, um den artspezifischen Lebensraumansprüchen gerecht zu werden. Tipps zur Platzierung und Pflege der Nisthilfen rundeten den Workshop ab.
Das Ergebnis waren zahlreiche Fledermauskästen, die nun in den Gärten der Teilnehmer*innen hängen und den Fledermäusen zusätzliche Nistmöglichkeiten bieten. Der Workshop war eine inspirierende und lehrreiche Veranstaltung, die das Bewusstsein für den Schutz von Fledermäusen gestärkt und konkrete Maßnahmen zur Erhaltung ihrer Lebensräume vermittelt hat. Es bleibt zu hoffen, dass ähnliche Initiativen in Zukunft fortgeführt werden, um den langfristigen Schutz dieser einzigartigen Tiere zu gewährleisten.
Wir danken allen Teilnehmenden und der Pflanzstelle Kalk für ihre Unterstützung!
Text: Silvia Pérez
Weitere Termine für Fledermaus-Workshops:
24. August 2024: Bats and Kids (19:30-21:30 Uhr, Pflanzstelle Kalk)
Gruseln vor Fledermäusen? Nein danke! Spielerisch lernen kleine Fledermausfreund*innen die Tiere kennen, dann geht es mit Taschenlampe auf Nachtwanderung.
13. September 2024: Fledermausbesuch in der Alten Feuerwache (19:00-22:00 Uhr, Alte Feuerwache)
Fledermäuse in der Stadt? Damit das kein Gerücht bleibt, gehen wir nach einem Vortrag zu Interessantem und Wissenswertem zu Fledermäusen mit Taschenlampe und Ultraschalldetektor auf Exkursion durch die Kölner Innenstadt.