So geht Völkerverständigung unter Eseln: es dauerte in der vergangenen Woche nur wenige Stunden, bis Melde und Marille aus Schleswig-Holstein sowie Bichette, Deotille und Marie aus den Pyrenäen eine Herde bildeten. Seitdem ziehen die fünf Contenin- und Provence-Esel gemeinsam grasend und knabbernd ihre Runden durch das Naturschutzgebiet. Besonders Brombeeren, Land-Reitgras und Salweide haben es den Huftieren bisher angetan. Aber auch viele andere Pflanzenarten stehen auf dem langen Speisezettel der zotteligen Vierbeiner. Sie sollen die Rolle einnehmen, die über viele tausend Jahre, bis zu ihrer Ausrottung durch den Menschen im Mittelalter, Wildpferde in der Rheinaue ausfüllten. Verbiss, Huftritt und Kot, aber auch das zum Komfortverhalten zählende Staubbaden sind natürliche Einflüsse, die in unseren Ökosystemen heute weitgehend fehlen, aber für zahlreiche Nahrungsnetze und damit die biologische Vielfalt von entscheidender Bedeutung sind. Im Naturschutzgebiet der Sürther Aue wird es sie nun wieder geben.
Die 10 ha große Weidefläche im Westen des Naturschutzgebiets ist natürlich den Eseln und den vielen anderen Bewohnern aus der Tier-, Pflanzen- und Pilzwelt vorbehalten. Aber zwei Aussichtsstellen sollen auch den zweibeinigen Besuchern von außen Einblicke in den Lebensraum der neuen Sürther bieten. Und bei ausgeschriebenen Veranstaltungen wird es in der Zukunft Gelegenheiten geben, den selbstständig lebenden, aber eng betreuten Eseln näher zu kommen. Wer mithelfen oder das BUND-Projekt auf anderem Wege unterstützen möchte, ist herzlich dazu eingeladen.