Als Lichtverschmutzung wird die künstliche, nächtliche Beleuchtung bezeichnet, welche weltweit leider immer weiter zunimmt und erwiesenermaßen negative Folgen für Mensch und Natur hat. Lichtverschmutzung schadet dem Klima, tötet Insekten, wirkt sich negativ auf die Artenvielfalt aus und kann auch die psychische und physische Gesundheit von Menschen gefährden. Dennoch fehlt in Köln noch immer ein Aktionsplan, mit dem das Problem aktiv angegangen werden kann.
Anlässlich der diesjährigen Earth Night am 06.09.2024 hat die im Arbeitskreis Politik und Stadtentwicklung neu gegründete Arbeitsgruppe Lichtverschmutzung auf einem ersten kleinen Nachtspaziergang durch den Rheinpark und Umgebung ein paar Eindrücke gesammelt.
Die ersten Lichtsünden wurden bereits auf dem Weg zum Rheinpark entdeckt: Hell beleuchtete Balkone, Treppenaufgänge, Eingänge und Einfahrten. Am Eingang zum Rheinpark dann unbewohnte, weil beleuchtete Fledermauskästen. Im Rheinpark selbst, einem Landschaftsschutzgebiet, fielen viele völlig ungeeignete Leuchten auf. Neben der Notwendigkeit der Beleuchtung, die bereits fraglich ist, sind auch die Intensität (viel zu hell und teilweise blendend), die Farbe (grellweiß statt besser warmweiß/bernsteinfarben), die Richtung (seitlich und nach oben statt nur nach unten), die Höhe (für Fußgänger und Radfahrer viel zu hoch und dadurch blendend und streuend) sowie die Dauer (permanent statt nur nach Bedarf/Bewegungsmelder) ungeeignet. Teilweise wird sogar die Vegetation angestrahlt. Auch eine kleine Insektenwiese wird völlig unsinnigerweise beleuchtet und wird so nachts letztlich zur Todesfalle. Am Tanzbrunnen fielen u.a. Mega-Werbetafeln, ein hell beleuchtetes Parkhaus für nur ein paar parkende Autos sowie angestrahlte Baucontainer auf. Schon dieser kleine Rundgang (siehe unten) zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht.
Zur „Earth Night“ sind deshalb alle aufgerufen, künstliches Licht im Freien zu reduzieren oder abzuschalten für eine rücksichtsvolle Beleuchtung für Mensch und Natur. Wäre es nicht einfach schön, einen schönen Sternenhimmel über Köln erleben zu können? Vielleicht sogar die Milchstraße mit bloßem Auge bestaunen können? Was ist dagegen schon eine billige Lichterkette auf dem Balkon oder ein Dekolicht im Garten? Einfach mal abschalten und die natürliche Dunkelheit und den Sternenhimmel genießen, und sich und der Natur eine Ruhepause gönnen.
Die exzessive Nutzung von nächtlichem Kunstlicht im Freien und ihre Folgen:
- unnötige und vermeidbare Energie- und Geldverschwendung in der Nacht
- Beeinträchtigung der psychischen und physischen Gesundheit von Menschen (Störung des Tag-Nacht-Rhythmus, Schlafstörungen)
- Tagaktiven Tiere raubt das künstliche Licht ebenfalls die Nachtruhe
- Nachtaktive Insekten werden von künstlichem Licht angezogen und verbrennen an heißen Lampen oder sterben durch Erschöpfung nach dauerhaftem Umfliegen der Lichtquelle
- Tiere werden aus ihren Habitaten vertrieben (z.B. auch Fledermäuse)
- Zugvögel werden von ihren Routen abgelenkt und erreichen vor Erschöpfung ihre Zielgebiete nicht und sterben schlimmstenfalls. Besonders an beleuchteten Hochhäusern, Brücken und Funktürmen kommen nächtlich ziehende Vogelarten in großer Zahl zu Tode.
- Pflanzen/Bäumen suggeriert künstliches Licht „Sommer“, sodass sie früher austreiben, und Frostschäden erleiden können
- Starker Rückgang der Biodiversität/Artensterben
- Einschränkungen natürlicher Erhaltungsvorgänge (z.B. Futtersuche, Bestäubung, Fortpflanzung). Die Bestäubung ist auch für die Ernährung von uns Menschen unverzichtbar. Vögel werden durch viel nächtliches Licht in der Umgebung früher fortpflanzungsbereit, wenn noch keine ausreichende Nahrung für die Jungtiere vorhanden ist.
- Verlust des Sternenhimmels als wertvolles Kulturgut
Die AG Lichtverschmutzung trifft sich jeden 1. Dienstag im Monat. Mitstreiter*innen sind herzlich willkommen! Anmeldung bitte über buero(at)bund-koeln.de.
Fotos und Text: BUND AG Lichtverschmutzung