Die schönste Hecke im Kleingarten

15. Februar 2021 | Hecken, Lebensräume, Tiere und Pflanzen, Umweltbildung, Vogelschutz

Es summt, brummt, knuspert und zwitschert in der Hecke am Aquarienweg im Kleingartenverein Kletterrose e.V..

Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)  (Cristina Krippahl)

Die wunderschöne dreireihige Hecke befindet sich in Köln Sülz am Rand des Aquarienwegs. Sie zeichnet sich durch viele heimische Gehölze aus, die zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr blühen und Früchte tragen. Schmetterlinge, Wildbienen und viele Insekten und Käfer schwelgen in den Blüten. So wachsen hier Kornelkirsche, Weißdorn, Holunder, Liguster, gemeiner Schneeball, Pfaffenhütchen, roter Hartriegel und Feldahorn.

Bereits ab Februar eröffnet die Kornelkirsche (Cornus mas) mit ihren goldgelben Blütendolden das Buffet für die ersten Wildbienen, die schon unterwegs sind. Ab August bis in den Oktober erscheinen die kirschroten, ca. 2 cm langen Steinfrüchte, des Kernbeißers Lieblingsfrucht. Im Mai folgt die weiße lecker duftende Blütenpracht des sommergrünen Gewöhnlichen Schneeballs (Viburnum opulus) und lockt zahlreiche Insekten an. Ein häufig gesehener Gast am Schneeball ist das Tagpfauenauge. Der Gewöhnliche Schneeball ist eine besonders robuste Heckenpflanze, die gut zu einer gemischten Blütenhecke passt.

Der wohl wertvollste heimische Wildstrauch, der Weißdorn (Crataegus monogyna), blüht ebenfalls im Mai. Seine weißen Scheibenblüten sind ein Insektenmagnet. Im September bis in den Oktober hinein reifen die roten Früchte, die für zahlreiche Vögel und Säugetiere bis in den Winter eine wertvolle Nahrungsquelle sind.

Die unscheinbaren, gelblich grünen Blüten des Pfaffenhütchen sieht man von Mai bis Juni. Seine auffallenden dekorativen, vierklappigen Kapseln mit dem orange farbigen "Hütchen" (giftig!) hängen von August bis Oktober im Strauch und sind die Lieblingsfrüchte der Rotkehlchen.

Ebenfalls von Mai bis Juni erscheinen die weißen, flachen Blütendolden des Roten Hartriegels (Cornus sanguinea) und laden die Hummeln und andere Wildbienen zum Pollen sammeln ein. Ende August sind dann die kleinen, schwarz-blauen Steinfrüchte am Hartriegel reif und werden von Singdrosseln, Amseln, Rotkehlchen, Staren, Blaumeisen und vielen anderen gerne verspeist.

Der Holunder (Sambucus nigra) lädt im Sommer (Juni-Juli) mit seinen großen weiß-gelben intensiv duftenden Blütendolden Wildbienen zum Pollensammeln ein. Auch wir Menschen sammeln die Blütendolden und bereiten daraus Holundersirup zu. Die duftenden Blütenschirme sind heiß begehrt bei Schwebfliegen, Wespen und Käfern. Das Landkärtchen labt sich am leckeren Nektar und viele Raupen futtern gerne die Holunderblätter. Die Holunderbeeren sind das Lieblingsfutter der Mönchgrasmücken.

Das Brombeerdickicht, das sich an einigen Stellen in der Hecke angesiedelt hat, bietet den kleinsten Vögeln Schutz und seine hübschen rosafarbigen Scheibenblüten von Juni bis August sind eine wahre Augen- und Insektenweide. Die leckeren Brombeeren reifen ab Juli und werden gerne im überreifen Zustand von C-Faltern und Baumwanzen angezapft. Mönchgrasmücken schnabulieren besonders gerne Brombeeren. Der Altersefeu an den Bäumen versorgt die Insekten noch im Spätherbst, wenn nichts mehr blüht, mit wertvollem Nektar und im Winter die Vögel mit seinen schwarzen Beeren. Viele kleine Vögel bauen ihre Nester im Efeu.

Zu einer ökologisch wertvollen Hecke gehört ein breiter Krautsaum, der einer Vielzahl von speziell hieran angepassten Lebewesen, wie Spinnen, Käfern und wirbellosen Tierarten Lebensraum bietet. Die Hecke am Aquarienweg hat einen solchen Krautsaum, der als Pufferzone und Überwinterungsort für die oft wenig mobilen Kleintiere von großer Bedeutung ist. Hier wachsen: Wiesenschaumkraut, Knoblauchsrauke, Kletten-Labkraut, Wald-Ziest, pupurrote Taubnessel, Gundermann, Löwenzahn, gefleckter Aronstab, Scharbockskraut, Giersch, große Brennnessel, gewöhnliche Vogelmiere, Schöllkraut, echte Nelkenwurz, großer Wegerich, große Bibernelle, gewöhnlicher Hornklee.

Dieses Nahrungsbiotop nutzen die Schmetterlinge Kleiner Fuchs, Admiral, Aurorafalter, Hauhechelbläuling, Ochsenauge und Brauner Waldvogel. Viele Schmetterlinge überwintern als Ei direkt an den Futterpflanzen im Krautsaum. Zahlreiche Wildbienen nutzen die Stengel als Überwinterungsquartier und Kinderstube. Leider ist die Akzeptanz für diese Wildkräuter nicht besonders groß und so wird all zu oft aus Unwissenheit der Saum bis in die Hecke gemäht und der wertvolle Lebensraum zerstört. So ein Krautsaum müsste mindestens zwei Jahre stehen bleiben und dürfte nur tierschonend mit der Sense gemäht werden. Mindestens ein Drittel sollte auch nach der Mahd noch als Rückzugsort erhalten bleiben.

Die Hecke am Aquarienweg ist mit ihrem Krautsaum ein Kontrastprogramm zu den zahlreichen grünen Plastikplanen entlang der Gartenzäune, den Bambus- und Thuja-Hecken, in denen es stumm bleibt. Sie bietet der heimischen Tierwelt verschiedene Lebensräume, Schutz und Nahrung, da die
Gehölze blühen und fruchten dürfen und nicht zu einem 1,25 m hohen Block einer Formschnitthecke gestutzt wurden. Hier tobt das pure Leben und lädt die vorübergehenden Spaziergänger zum Verweilen und Beobachten ein. Was es da nicht alles zu hören und zu sehen gibt: Distel-, Buch- und Grünfinken, Amseln, Singdrosseln, Stare, Blau-, Kohl- und Weidenmeisen, Schwanzmeisen, Rotkehlchen, Heckenbraunellen, Zaunkönige, Zilpzalpe, Kernbeißer und sogar Wintergoldhähnchen. In den Bäumen sind die Baumbewohner zu finden: Grünspecht, Buntspecht, Kleiber, Baumläufer und Eichhörnchen. Auch der Sperber und der Turmfalke haben die Hecke entdeckt und gehen hier auf Beutejagd.

Wer Zeit hat, der setzt sich auf die Bank vor der Hecke und beobachtet das rege Treiben, gewappnet mit Fernglas oder Kamera.

 

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