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"Die Bäume haben noch Hunger!"

17. Oktober 2020 | BUND, Klimawandel, Lebensräume, Nachhaltige Zukunft, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Stadtökologie

Ihr kennt es alle: Im Herbst verfärben sich die Blätter der meisten Bäume von einem satten Grün bis hin zu Rot, Gelb, Orange oder Braun und fallen schließlich ganz ab. Diesen Herbst scheint aber etwas anders zu sein.

Der Himmel an einem schönen Herbsttag. Der Himmel an einem schönen Herbsttag.  (Gabriele Falk)

Viele haben die Beobachtung gemacht, dass die Bäume für die Jahreszeit noch ungewöhnlich grün sind. Auch bei uns an der Feuerwache haben wir dieses Phänomen beobachtet. Aber woran liegt das? 

Zunächst einmal muss verstanden werden, wieso es überhaupt zu dem Farbspiel und zu dem Abfallen der Blätter kommt. 

Die Blätter der meisten Pflanzen sind aufgrund des Farbstoffs Chlorophyll grün. Der Farbstoff ist aber nicht nur für die grüne Farbe verantwortlich, sondern auch für die Photosynthese essenziell, bei der Kohlenstoffdioxid und Wasser unter Einwirkung von Sonnenlicht zu Sauerstoff und Glukose umgewandelt werden. Wenn die Tage kürzer werden und die Sonne nicht mehr so viel scheint, betreiben die Pflanzen weniger Photosynthese, der grüne Farbstoff Chlorophyll in den Blättern wird abgebaut und andere Farbpigmente, die zuvor von dem Chlorophyll überdeckt wurden, werden sichtbar. Und siehe da: Die Blätter an den Bäumen verfärben sich rot, gelb, orange und braun.

Dass die Blätter letztendlich abfallen, liegt daran, dass die Bäume sich vor Austrocknung schützen. Blätter transpirieren, das heißt, sie lassen Wasser über winzig kleine Spaltöffnungen verdunsten und da die Wurzeln im kalten Winter weniger Wasser aufnehmen können, ist es wichtig, diese Verdunstung zu verhindern und die Wasserleitungen zu kappen. Das Chlorophyll und andere wichtige Nährstoffe werden zuvor aus den Blättern gezogen und in Ästen, Wurzeln und Stamm gespeichert. Die fehlende Wasser- und Nährstoffzufuhr führt dazu, dass die Blätter vertrocknen und von den Bäumen geweht werden. Große Mengen an abgefallenem Laub und kahle Äste sind das Ergebnis.

Und warum verzögert sich dieser Prozess nun dieses Jahr?

"Die Bäume haben noch Hunger", sagt Peter Wohlleben, der wohl bekannteste deutsche Förster. Er nimmt an, dass die Bäume durch den trockenen Sommer nicht ausreichend Photosynthese betreiben konnten und nun den regenreichen Herbst nutzen, um noch Nährstoffe für den Winter zu sammeln. Das Chlorophyll in den Blättern wird also noch nicht abgebaut und die Photosynthese wird weiterhin betrieben, um Glukose zu erzeugen. Aus Glukose stellen Pflanzen andere Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße her, die wiederum in den Zellen eingelagert werden und im Winter zusätzlich vor dem Erfrieren schützen. Wohllebens Aussage nach verlieren die Bäume wahrscheinlich erst Ende Oktober ihre Blätter oder mit Einbruch des ersten Frosts.

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