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Der jüdische – ökologische - Friedhof

11. September 2019 | Jüdischer Friedhof Deutz, Lebensräume, Naturschutz, Stadtökologie, Tiere und Pflanzen

Eine Exkursione zur Geschichte und Natur auf dem jüdischen Fiedhof Deutz.

Gräber auf dem ökologisch gepflegten Jüdischen Friedhof in Köln Deutz. Gräber auf dem ökologisch gepflegten Jüdischen Friedhof in Köln Deutz.  (Erich Reichard)

Heute gab es eine Führung auf dem jüdischen Friedhof in Deutz, der gemeinsam mit dem BUND ökologisch gepflegt wird.

Auf diesem jüdischen Friedhof gibt es die Besonderheit, dass die Stadt Köln der jüdischen Gemeinde einen Stadtgärtner zur Verfügung stellt. Dieser Gärtner ist seit 20 Jahren Erich Reichert. Nachdem er diese Aufgabe damals übernommen hatte, fiel ihm nach und nach auf, dass auf dem Friedhof eine, im Vergleich zur Umgebung, hohe Artenvielfalt vorhanden ist. Daraufhin rückte er immer weiter ab von dem allgemein üblichen Ziel eines ordentlichen Friedhofs, der einer Parkfläche mit Rasen ähnelt, hin zu einer naturnahen Anlage.

Es ergaben sich i den zwei Jahrzehnten immer mehr Kontakte, die ihn in seiner Herangehensweise bestärkten. Die benachbarte Schule nutzt den Friedhof mittlerweile als Lernort für die Fächer Biologie, Religion und Geschichte. Es besteht eine Zusammenarbeit mit BUND und NABU. Der NABU hilft u.a. beim Reinigen von Nistkästen und bei der Vogelbeobachtung. Der BUND Köln stellt die Hilfe von Bundesfreiwilligendienstlern zur Verfügung. Diese Helfen bei den Pflegearbeiten und lernen gleichzeitig die verschiedenen Tier und Pflanzenarten des Friedhofs kennen. Passanten und Nachbarn kommen zum Spazierengehen und helfen teilweise ebenfalls bei der Pflege. Außerdem besteht Kontakt zu verschiedenen Wissenschaftlern u.a. der Universität Bonn.

Anschaulich berichtet Herr Reichert von der jüdischen Kultur und der wechselvollen Geschichte dieses Friedhofs. So lagen die jüdischen Friedhöfe häufig außerhalb der Stadt und galten traditionell als unrein. Nach dem jüdischen Glauben müssen die Gräber bis zum jüngsten Tag erhalten bleiben, damit eine Auferstehung möglich ist. Dies hat begünstigt, dass die jüdischen Friedhöfe traditionell „ungepflegter“ sind als die christlichen mit ihren Blumenrabatten.  Heute können jüdische Friedhöfe ein Refugium für die Artenvielfalt sein inmitten einer intensiven Landwirtschaft, dicht bebauten Siedlungen und eintönigen Parkflächen.

Im Herbst und Winter findet sich manchmal ein Uhu ein, der den Tag in einem Baum verschläft, während Herr Reichert seine Pflegearbeiten durchführt. Morgens findet Herr  Reichert dann manchmal Reste von Igeln auf Grabsteinen, die in der Nacht vom Uhu erbeutet wurden. Während der östliche Teil des Friedhofs einen leichten Heidecharakter hat, trifft man in der Mitte des Friedhofs Buchenwaldähnliche-Pflanzengesellschaften  und weiter westlich Wiesenähnliche-Gesellschaften an. Da die Buchen ein dichtes Kronendach bilden und nur wenig Licht zum Boden durch lassen, gleichzeitig aber relativ spät im Frühling austreiben, trifft man hier häufig auf sogenannte Geophyten. Diese nutzen die kurze laubfreie Zeit im Frühling um Auszutreiben, zu blühen und Samen zu bilden und ziehen sich schon wieder in die Erde zurück, wenn sich die Laubdächer entwickeln. Zu den Geophyten gehören z.B. Scharbockskraut und Busch-Windröschen. Hier kommt auch das besonders geschützte Leberblümchen vor.

Auf den Wiesen Flächen konnte durch 1-2malige Mahd  im Jahr und anschließende Abfuhr des Mähguts der Wiesencharakter immer weiter verbessert werden. Hier kommen verschiedene Doldenblütler wie Pastinak, Schafgarbe und Wiesen-Bärenklau vor, die gerne vom Schwalbenschwanz aufgesucht werden. Im Sommer profitieren die pollensuchenden Insekten v.a. von einem großen bestand Origanum, der stark frequentiert wird.

Nach zwei Stunden wurde die Führung beendet, obwohl Erich Reichert noch viel mehr zu erzählen gehabt hätte.

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