6.7.23, 19 Uhr im BUND-Büro der Alten Feuerwache: Am großen Besprechungstisch beugen sich acht Köpfe über acht Schälchen. Eine Teilnehmerin greift routiniert zum Sieb, andere müssen sich erstmal einsehen. „Ach, soo winzig sind die!?“ – die Schale mit den Johanniskrautsamen (Hypericum perforatum) entpuppt sich als Herausforderung. Denn schließlich sollen nur jeweils ein paar Dutzend in die vorbereiteten Tütchen gefüllt werden. Eine piddelige Angelegenheit, bei weniger als einem halben Millimeter Samengröße.
Anders die Samen der Haferwurz (Tragopogon porrifolius). Die goldgelben, eleganten Schirmchenflieger finden einige Bewunderung an diesem Abend. Insgesamt ist die Vielfalt an Farben und Formen, die die kleinen Samenkörnchen bei näherer Betrachtung aufweisen, für alle faszinierend.
15 Arten hat Gabriele Falk, Vorstandsmitglied des BUND Köln, zur Aufbereitung mitgebracht. Auch andere Ehrenamtliche steuern Saatgut bei. Es handelt sich ausschließlich um Wildblumen wie z. B. Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum), Beifuß (Artemisia vulgaris) und Roter Fingerhut (Digitalis purpurea). Samen dieser Pflanzen haben sie im Laufe mehrerer Jahre gesammelt und im eigenen Garten kultiviert – von diesen neu gezogenen Pflanzen stammt nun das Saatgut, das für das Festival verpackt wird.
Wer Wildpflanzen im eigenen Garten ein Zuhause gibt, tut der Natur gleich doppelt Gutes: Nicht nur die botanische Artenvielfalt wird erhalten, auch für Insekten wie Bienen und Schmetterlingen haben diese Blumen einen unschätzbaren Wert. Dass es sich um heimische, also regionale Pflanzen-Arten handelt, ist dabei ein entscheidender Punkt. Denn viele Züchtungen und importierte Pflanzen sind für die teils hoch spezialisierten Tiere als Nahrungsquelle wertlos. An der Blütenpracht der Wildblumen erfreuen sich hingegen Gartenbesitzer und Gartenbewohner gleichermaßen.
Eine Beratung, welche Pflanze an welchem Standort gut gedeiht, gibt es auf dem Saatgutfestival von Expert*innen des BUND und zahlreichen weiteren Organisationen.
Die freiwilligen Helfer*innen haben an diesem Abend in kurzweiliger Runde fast 500 Tütchen mit Samen befüllt und nehmen einiges an Wissenswertem mit nach Hause. Auch die sorgsame Ausarbeitung der Pflanzensteckbriefe und der Beschriftungen für die Tütchen durch das Büro-Team machte die Vorbereitungen auf das Saatgutfestival zu einer runden Sache. In diesem Sinne ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden!
Neue Gesichter sind bei solchen Aktionen übrigens jederzeit willkommen, Vorkenntnisse nicht erforderlich. Stöbern Sie gerne auf unserer Internetseite! Bestimmt findet sich Termin oder ein Projekt, das Sie anspricht.
Das Saatgutfestival Köln findet am 24. Februar in der VHS am Neumarkt statt. Das Programm und weitere Infos finden Sie auf diesem Flyer