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Bestandsaufnahme der Grünflächen in Humboldt-Gremberg und Kalk durch Mitglieder des BUND Köln

15. Juli 2020 | BUND, Naturschutz, Stadtökologie, Nachhaltigkeit, Lebensräume

Am 15.7.2020 traf sich eine Gruppe von BUND Mitgliedern aus Kalk und Umgebung, um sich einen Überblick über den ökologischen Zustand der Grünflächen vor Ort zu verschaffen.

In einem Schmuckbeet mit Ziergräsern im Bürgerpark Kalk, waren viele Wildkräuter zu finden. In einem Schmuckbeet mit Ziergräsern im Bürgerpark Kalk, waren viele Wildkräuter zu finden.

Gestartet wurde am Humboldtpark. Der Humboldtpark erscheint stimmig und schön und wird von den Anwohnern gerne genutzt. Leider wurden in den letzten Jahren viele Sträucher und Gebüsche mit der Begründung entfernt, dass sich dort Drogenkonsumenten*Innen verstecken könnten. Laut eines Aushangs ist in diesem Park die Organisation "K.R.A.K.E" zum Müllsammeln aktiv. Auf Teilflächen, die als Liegewiese nicht so attraktiv sind, da dort Bäume z. B. dichter stehen, könnte das Mähen ganz eingestellt werden.

Weiter ging es zum Bürgerpark. Auf dem Weg zum Bürgerpark fiel auf, dass auf vielen Baumscheiben attraktive Wildpflanzen wie Schafgarbe, Flockenblume, verschiedene Kratzdisteln, Johanniskraut, Wegwarte, Wilde Möhre und viele andere von selbst wachsen. Auch Hasenklee und das Kleine Habichtskraut wurden entdeckt. Diese beiden Arten kamen früher häufig auf Heideflächen vor. Sie sind an trockene Standorte angepasst und könnten mit dem Klimawandel gut zurechtkommen. Leider gibt es auch hier Müll und platt getrampelte Bereiche. Diese Baumscheiben sollten nur wenig gemäht werden. Den Bäumen im Park sieht man an, dass sie unter der Trockenheit leiden. Verglichen mit dem Humboldtparkt erscheint dieser Park langweilig. Es gibt ausgedehnte Rasenflächen und die Beete und Baumgruppen wurden rechtwinklig angelegt, wodurch ein unnatürlicher Eindruck entsteht. An einer Gruppe Zierkirschen fiel auf, dass um die Bäume nicht vollständig gemäht wurde und die gleichen Wildstauden und Wiesenpflanzen übrig geblieben sind, wie oben genannt. Das bedeutet, wenn man einen Teil des Rasens wachsen lassen würde (da wo keine Liegewiese gebraucht wird), würden sich die schönen Blütenpflanzen einstellen. Im Parkhausbereich sind große Flächen gepflastert, die nicht so stark betreten werden. Ein kleiner Teil besteht aus Pflaster mit Fugen. Die Fugen sind dicht mit Wildkräutern besiedelt. Schade, dass es nicht auf der ganzen Fläche Fugenpflaster gibt. Die Lorbeersträucher in einem Schmuckbeet sind stark von der Wildstaude Chenopodium überwachsen. Ein Schmuckbeet aus Ziergräsern ist stark von Wildkräutern durchsetzt. Es fiel auf, dass die zuständigen Gartenfirmen es nicht schaffen, die Schmuckbeete zu pflegen und ausgefallene Zierpflanzen zu ersetzen. An anderen Stellen in Kalk sieht man oft mit Clematis überwachsene Schmuckbeete. Richtung Arkaden grenzt die hässliche Wand des Parkhauses an den Park. Hier wäre eine Fassadenbegrünung sehr sinnvoll.

Auf dem Weg zum Breuerpark fielen Baumscheiben ohne Bäume auf. Hier sollten wieder Bäume gepflanzt werden. Zum Trost wachsen auch hier an manchen Stellen attraktive Wildkräuter. Die Bepflanzung mit einem Baum kostet 1000 €. Alternativ wäre auch die Bepflanzung mit einheimischen Sträuchern, die Lebensraum für Vögel und Insekten bieten, denkbar. Dies wäre sicherlich günstiger. Viele Vogelarten legen Wert darauf, dass die Sträucher auch in Bodennähe dicht verzweigt sind und dass die Früchte essbar sind. Besonders beliebt sind dornige Sträucher, wie Weißdorn oder Schlehe. Diese schützen gut vor Katzen und anderen Feinden. Damit sich die Sträucher dicht verzweigen, müssen diese alle paar Jahre mal geschnitten werden. Schön wäre es, wenn immer mehr Anwohner*Innen in Gärten und auf Patenschaftsflächen heimische Sträucher pflanzen würden. Beim BUND kann man sich nach dem richtigen Gehölzschnitt erkundigen. Die Stadt lehnt jedoch die Verwendung von Sträuchern auf Baumscheiben komplett ab, da diese die Sicht im Verkehr behindern. Nach unserer Meinung sollte dies überdacht werden. Die freie Sicht an Kreuzungen und Ein- und Ausfahrten ist wichtig aber nicht unbedingt im gesamten Straßenverlauf.

Der Breuerpark beginnt an der Ecke Joseph-Kirch-Straße/Vorsterstraße und zieht sich mit Unterbrechungen bis zur Steprathstraße. Der Bereich an der Grünbergschule besteht aus einer Rasenfläche mit ein paar Bäumen. Die Fläche wird nicht als Liegewiese genutzt. Es waren einige Hunde zusehen. Richtung Süden wird die Fläche von einer Mauer begrenzt. Vor der Mauer sollte eine breite Hecke mit Haselnuss, Holunder und Weißdorn angelegt werden. Da es sich um die Nordseite handelt, sind Rosen vermutlich nicht so geeignet. Auch eine Begrünung der Mauer mit Kletterpflanzen wäre schön. Der Rasen sollte wachsen können. Der viele Hundekot muss nicht unbedingt ein Problem sein, wenn das Ziel eine Wiese mit "normaler" Nährstoffversorgung wäre. Und Bienen und Schmetterlinge stören sich nicht an den Hunden. Richtung Steprathstraße wird der Breuerpark vermehrt von Obdachlosen genutzt und die Grünfläche wird kleiner, da ein Teil Parkplatz ist und große Teile platt getreten sind. Trotzdem wird die Tischtennisplatte von Anwohner*Innen genutzt. Weiter ging es zum Stadtgarten. Dieser erscheint stimmig, so wie er ist.

Als nächstes fuhren wir zum Alten Friedhof an der Kapellenstraße. In der Kapellenstraße angekommen fiel auf, dass auch hier die Linden stark unter Wassermangel leiden. Der alte Friedhof erscheint besonders attraktiv u. a. durch alte Buchen und alte Linden. An einer Stelle hat ein Tier ein Loch gegraben und es wird sichtbar, dass der Boden sehr sandig ist. Dies bedeutet, dass hier nährstoffarme Wiesen entwickelt werden könnten. Diese sind besonders artenreich und auch als Biotoptyp in der heutigen Landschaft selten geworden. An der östlichen Grenze verläuft eine Bahnlinie. Dort wurde ein Großteil der Gehölze u. a. ältere Eschen gerodet. Das Holz wurde liegen gelassen. Es ist schade um die schönen Bäume, aber vielleicht verbessern sich hierdurch die Lebensbedingungen für Reptilien, die gerne auf sonnigem Totholz sitzen. Einige alte Buchen und andere Arten wurden im Park gefällt. Wahrscheinlich wegen Windbruchgefahr. Dies ist sehr schade, fällt jedoch bei oberflächlicher Betrachtung wenig auf, da durch verbliebene Bäume keine Kahlstellen entstehen. Vielleicht wachsen die verbliebenen Bäume jetzt mehr in die Breite, wodurch langfristig die gleiche Biomasse entstehen könnte. Auch dieser Park wird zu häufig gemäht.

Als letztes fuhren wir zur Dillenburgerstraße, in der die Bürogemeinschaft "skdesign" mit Unterstützung des BUND Köln die Patenschaft für mehrere große Baumscheiben innehat. Susanne von sk design berichtete, dass sich die Dillenburgerstraße durch die Backsteinfassaden der alten Industriegebäude im Sommer extrem aufheizen würde. Dieser Effekt sei auch schon vor dem Otmar-Pohl-Platz zu spüren. Eine Fassadenbegrünung könnte Abhilfe schaffen. Auch hier fällt auf, dass die Bäume, v. a. zwischen den Hausnummern 69 und 91, dringend Wasser benötigen. Es wurde besprochen, dass am 30.7.2020 um 18 Uhr vor dem Büro in der Dillenburgerstraße 93 ein Treffen zur Entmüllung der Dillenburgerstraße zwischen den beiden Kreisverkehren Kapellenstraße und Neuerburgstraße stattfinden soll. Diese Aktion soll dann ab August regelmäßig stattfinden.

Der BUND Köln sucht in Kalk und anderen Stadtteilen Menschen, die im Natur- und Umweltschutz aktiv werden möchten. Möglichkeiten gibt es viele. So kann man die Stadt auf Versäumnisse und Fehler vor Ort aufmerksam machen, wie z. B. die Zerstörung von Nestern bei Fassadensanierungen. Außerdem können Grünflächenpatenschaften übernommen, die Bedingungen für Vögel und Insekten verbessert, Fahrradwege anlegt und Tempolimits eingeführt werden. Eine weitere Möglichkeit ist natürlich, die Ergebnisse der Rundreise durch Kalk aufzuarbeiten.

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