BUND-Kreisgruppe Köln
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND-Kreisgruppe Köln

Bericht zur Public Climate School "Lokaler Naturschutz als Weg aus der Klimakrise"

13. Dezember 2023 | Sürther Aue - Godorfer Hafen, Moorprojekt Dünnwald, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Klimawandel, Mobilität

Vom 20. bis 29. November fand in Köln die Public Climate School unter dem Motto "Klimabildung für alle!" statt. Auch der BUND war vertreten und hielt am 22. November einen Vortrag an der Universität zu Köln. Die Vortragsreihe wurde in Kooperation mit den Students for Future Köln angeboten. Diesem Vortrag gingen mehrere Veranstaltungen voraus, bei denen die Studenten an einigen Außeneinsätzen mit dem BUND Köln vorab einige der Naturschutz-Projekte kennenlernen durften.

Studenten beim Außeneinsatz im BUND-Betreuungsgebiet Sürther Aue (Foto: Holger Sticht)

Zu Beginn der Veranstaltung lernten wir Helmut Feld von der "Aktionsgemeinschaft contra Erweiterung Godorfer Hafen" kennen, einen der Hauptinitiatoren unter anderem des Bürgerbegehrens gegen den Ausbau des Godorfer Hafens. Ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Sürther Aue wieder in städtischem Besitz ist und die Stadt Köln das Naturschutzgebiet grundbuchrechtlich nicht an Dritte verkaufen darf. Dabei war der Weg zum Erfolg durch viele Demonstrationen, Klagen, Indianerzelte, hitzige Debatten und intellektuellen Auseinandersetzungen gekennzeichnet.

Seine politische Hartnäckigkeit zahlte sich am Ende aus, jedoch sollte der Weg dorthin kein einfacher sein. Ganze 35 Jahre hat der gesamte Prozess nämlich in Anspruch genommen. Seine Geschichte zeigt deutlich, welch eine enorme Langatmigkeit der Naturschutz erfordert. Dieser Kampf ist vorbei, aber jetzt beginnt die Arbeit der Naturschützer. Der BUND, von Beginn an Teil der Aktionsgemeinschaft, übernimmt im Auftrag der Stadt seit Herbst 2022 und unter Einbindung der Bevölkerung die Wiederherstellung und Betreuung der geretteten Westhälfte des Naturschutzgebiets.

Wie lokaler Naturschutz als Ausweg aus der Biodiversitätskrise genau funktioniert, erklärte Holger Sticht (BUND Landesvorsitz) anschließend im Detail. Er stellte einige Renaturierungsmaßnahmen vor, welche dynamische Prozesse nachstellen. Dazu gehören unter anderem die maschinelle Rodung sowie die Beweidung durch Esel. Beide dienen der Rohbodenschaffung und haben das Ziel, die Böden wieder in ihren Ursprungszustand zurückzuversetzen.

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde die Sinnhaftigkeit von Insel-Naturschutzgebieten erörtert. Die Studenten fragten, ob angesichts der geringen Größe der Sürther Aue dieses Naturschutzgebiet eine ausreichende Wirkung entfalten könne. Hier betonte Holger Sticht, dass viele kleine Gebiete als Teil eines Biotopverbundes von zentraler Bedeutung für die Bewältigung der Biodiversitätskrise seien. Darüber hinaus seien sie wichtig für die Umweltbildung und auch für das Stadtklima.

Als Beispiel für einen direkten Klimaschutz hingegen stellte Holger Sticht kurz das Moorprojekt in Köln-Dünnwald vor. Moore sind Ökosysteme, die eine wichtige Rolle für den Natur- und Klimaschutz spielen. Sie speichern Kohlenstoff und bieten einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren einen Lebensraum sowie Schutz vor Hochwasser. Leider wurden Moore bis in die jüngste Zeit entwässert, um sie kommerziell zu nutzen. Nun, sollen diese durch den Einsatz einer Vielzahl von Grabenverschlüssen wieder vernässt werden. Dieses Naturschutzprojekt ist besonders interessant, weil man oft schon am nächsten Tag ein Ergebnis sehen kann: mit Wasser gefüllte Entwässerungsgräben.

Es gibt genügend Umwelt- und Naturschutzprojekte vor der eigenen Haustüre. Besonders im Bereich der Stadtplanung ist noch vieles stark verbesserungswürdig. So kann man sich beispielsweise mit einer nachhaltigeren Mobilitätspolitik oder einem effizienteren Wohnungsbau befassen. Statt weitere Baustellen zu schaffen, die nur unnötig "graue Energie" verbauen, sollten bereits vorhandene Infrastrukturen und Mobilitätsmöglichkeiten besser genutzt werden. Mit kleinen Projekten kann also durchaus Großes erreicht werden. Man muss nur nach sinnvolleren und nachhaltigeren Alternativen umschauen. Und langfristig lohnt sich der Einsatz für den Naturschutz immer, denn auch der Mensch profitiert letztlich von mehr Natur in seiner Umgebung.

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb