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Offener Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker

30. November 2023 | Politische Arbeit, AK Politik und Stadtentwicklung

Im Rahmen der anstehenden Entscheidung über den Ausbau der Ost-West-Achse rät der BUND Köln sowie andere Organisationen und Gruppen der Kölner Zivilgesellschaft dringend zu einer oberirdischen Lösung und warnt vor einem erneuten Tunnel-Großprojekt von Stadt und KVB.

Ausschnitt des Offenen Briefes an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (AG Verkehrswende Köln)

Der Offene Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker soll an die Verantwortung der Stadt Köln appellieren, zur Umsetzung der Pariser Klimaziele beizutragen. Denn am 09.07.2019 hat der Rat der Stadt den Klimanotstand erklärt, und damit die Verantwortung der Stadt für klimapolitisch verantwortliches Handeln anerkannt. Die Stadt verfügt bereits über ausreichend Konzepte, Strategien und Absichtserklärungen, und es wäre an der Zeit, mit der Umsetzung zu beginnen. Denn in Köln wächst der Bestand an PKW weiter, die KVB reduziert ihr Angebot und der Fahrradverkehr leidet unter einer trotz erster Verbesserungen immer noch mangelhaften Infrastruktur (ADFC Test) und wachsenden Unfallzahlen, mit in 2022 über 2.000 verunglückten Radfahrenden in Köln.

Der Plan für einen Tunnel unter der Ost-West-Achse durchkreuzt all die guten Absichten. Ein Kilometer Stadtbahn-Tunnel erzeugt beim Bau knapp 100.000 t CO₂. Eine solche Belastung des Klimas ist mit den Maßstäben, die sich die Stadt 2019 gegeben hat, nicht vereinbar und nicht zu verantworten. Ein Tunnel vernichtet die klimapolitische Glaubwürdigkeit der Stadt Köln. Eine Tunnellösung für die Ost-West-Achse ist das Gegenteil von Verkehrswende. Die Tunnellösung würde Jahrzehnte benötigen und im Vergleich zur oberirdischen Lösung keine zusätzliche Beförderungskapazität schaffen, weshalb der schnellste und einfachste Weg zur Ertüchtigung der Stadtbahn auf der Ost-West-Achse ein oberirdischer Ausbau ist.

Ein Tunnel ist um ein Vielfaches teurer und stellt ein enormes finanzielles Risiko für die Stadt dar. Auch die technische Durchführung ist mit erheblichen Risiken verbunden. Weiterhin ist die Benutzerunfreundlichkeit der unterirdischen Haltestellen zu bemängeln, besonders das Management von Aufzügen und Rolltreppen lassen zu wünschen übrig. Köln kann nicht gleichzeitig eine Verkehrswende umsetzen und eine jahrelange Mega-Baustelle in der Innenstadt betreiben, weshalb eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema vonnöten ist. Stattdessen sollte der lange vernachlässigte Ausbau und die Erweiterung des Stadtbahnnetzes in der Fläche endlich in Angriff genommen werden.

Verknüpfungen zwischen den Linien der KVB sowie anderen Verkehrsmitteln wie S-Bahn, Fahrrad, Fußverkehr oder Auto sind zu optimieren. Auch der Ausbau von Radwegen ist in vielen kleineren, überschaubaren Projekten umsetzbar, die schnell zu nutzbaren Resultaten führen. Dafür müssen endlich genügend Personal und Gelder bereitgestellt werden. Eine Verkehrswende ist durchaus möglich, jedoch scheitert es an der Umsetzung, weil die Aufmerksamkeit von Politik, KVB, und Verwaltung woanders liegt, nämlich bei der weiteren Untertunnelung der Innenstadt. Solange dies der Fall ist, kann die Verkehrswende in Köln nicht vorangetrieben werden.

Abschließend können wir sagen, dass ein Tunnel unter der Ost-West-Achse keine zusätzlichen Kapazitäten schafft, keine Probleme löst und sehr wahrscheinlich selber bald zum Problem werden würde. Vor der Kommunalwahl 2020 warb man noch groß für eine Verkehrswende in Köln, dieses Versprechen wurde jedoch noch nicht eingelöst. Eine Entscheidung für eine oberirdische Lösung auf der Ost-West-Achse wird den Blick frei machen für die eigentlichen Aufgaben der Verkehrswende in Köln.

Den Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker finden Sie hier.

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