
Der städtische Gärtner Erich Reichart kümmert sich seit 1998 um den mehr als 300 Jahre alten urigen jüdischen Friedhof in Köln-Deutz. Mit der Zeit stieg er aus diversen Gründen von den konventionellen Methoden, eine Grünfläche zu pflegen, auf eher unkonventionelle, dafür aber sehr nachhaltige Methoden um. Da das Terrain des jüdischen Friedhofs sehr ungleichmäßig ist, schwört er auf das gezielte Mähen mit der Sense. Weitere Vorteile der Sense gegenüber eines motorisierten Freischneiders sind das wesentlich geringere Gewicht, die nicht notwendige beklemmende Schutzausrüstung und das Schonen von Tieren und Pflanzen. Durch seinen Einsatz mit der Sense hat er eine beeindruckende Artenvielfalt auf dem Friedhof geschaffen, welche sich stetig ausweitet. Um den verschiedenen Lebewesen ihre ökologischen Nischen bieten zu können, geht Erich sehr systematisch mit der Pflege der unterschiedlichen Flächen um. Dabei achtet er darauf, dass die Pflanzen auf dem Gelände in allen Wachstumsstadien vorkommen, damit die davon lebenden Tiere diese zum Beispiel abweiden können. Des Weiteren lässt er die Pflanzen stehen, bis die Samen reif sind.

Neben der Sense, die er zum Mähen der Wiesen benutzt, verwendet er ein sogenanntes "Bäumchenzupfgerät", mit dem Baumsämlinge samt Wurzel aus dem Boden gezogen werden. Das Verwenden dieses Gerätes ist relativ mühsam im Vergleich zum Runterschneiden der Baumsämlinge. Doch durch das komplette Entfernen der Baumsämlinge treiben diese jedoch im Nachhinein nicht mehr aus.
Da das Gelände des 300 Jahre alten Friedhofs für große Maschinen bzw. Fahrzeuge eher unwegsam ist, holt Erich das Totholz mit einer Art Lasso aus Nylonschnur aus den bis zu 30 Meter hohen Baumwipfeln. Dies macht er außerhalb seiner Arbeitszeit, wie viele andere zusätzliche Dinge.
Seit vielen Jahren unterstützen Helfer des BUND Köln Erich einmal wöchentlich bei seinen Pflegetätigkeiten. Für diese zumeist jungen Schulabgänger und Studenten ist Erich ein beeindruckender Quell der Inspiration.