Trotz vieler Widrigkeiten (Häuserarbeiten und Fassadensanierungen) haben es die Spatzen am Nikolausplatz geschafft: Sie haben Nachwuchs bekommen! Die Spatzenbotschafterin Andrea Eßfeld war für den BUND Köln unterwegs und hat die jüngsten Mitglieder der Nikolausbande auf Kamera festgehalten.
Die Brutzeit der Haussperlinge geht von Anfang April bis Mitte August. In dieser Zeit sind drei, manchmal sogar vier Bruten möglich. Zwischen den einzelnen Bruten werden acht Tage Pause eingelegt. Bereits Anfang März werden die Schnäbel der Spatzenmännchen ganz dunkel, da ihre Hormone sich auf die beginnende Balz einstellen. Sie umwerben die Spatzenweibchen und bringen ihnen kleine Geschenke, wie zum Beispiel Federn oder Grashalme. Dazu tschilpen sie ganz laut und hüpfen vor dem gefundenen Nest hinter der Regenrinne, unter der Dachpfanne oder unter einem hohlen Dachziegel am Haus herum. Daher hat der Haussperling seinen Namen, weil er seine Nester an Häusern baut (Gebäudebrüter).
Wenn das Spatzenweibchen das angebotene Nest nach gewissenhafter Prüfung für gut befunden hat, wird das Nest von beiden Partnern mit allem, was ihnen vor den Schnabel kommt, gut ausgepolstert: Federn, Moos, Grashalme (leider auch Plastik). Ist das Nest fertig ausgebaut, beginnt das Weibchen nach der Paarung Anfang April, je nach Witterung auch erst Mitte April, mit der Eiablage von vier bis sechs Eiern.
Die Brutdauer beträgt 14 bis 18 Tage. Die kleinen Spatzen werden nackt und mit geschlossenen Augen geboren (Nesthocker). Bereits nach vier Tagen öffnen sie ihre Augen. Die anschließende Nestlingszeit dauert ungefähr 18 Tage. Beide Elternteile versorgen die Jungen in dieser Zeit zuerst nur mit proteinreicher Insektennahrung, später dann auch mit Wildkräutern und feinen Sämereien.
Bis die Spatzen flügge sind, vom ersten Ei bis zum ersten Ausfliegen, vergeht ein guter Monat (36 bis 40 Tage). Die Jungspatzen sind beim Verlassen ihres Nests flugfähig, sie werden aber noch weitere 10 bis 14 Tage von ihren Eltern versorgt, bis sie ganz selbstständig sind. In dieser Zeit werden sie von den Eltern angeleitet, wo es die wichtigen "Unkräuter" (Vogelmiere, Gänsekresse, Löwenzahn, Vogelknöterich, Brennnessel und verschieden Gräser) gibt, von denen sie die Früchte, Samen und das Grün fressen. Auch zu bekannten Futterstellen und Vogeltränken werden die Jungen von ihren Eltern gebracht.
Außer Körnern und "Unkräutern" fressen Spatzen auch gerne die Früchte und Samen von Eberesche, Holunder, Wildrosen, Hängebirke, Schlehe, Weißdorn und Felsenbirne. Die Früchte von Obstbäumen, Beerensträuchern sowie die Samen von vielen Gartenstauden wie Nachtkerzen, Königskerzen, Sonnenblumen und Sonnenhut gehören auch auf ihren Speisezettel.
Wilde Wiesen und wilde Baumscheiben mit heimischen Wildkräutern sind für Spatzen genauso überlebenswichtig wie Schutzgehölze in der Nähe ihrer Nester. Deshalb sind die sogenannten "Baumscheibenpatenschaften" eher kritisch zu beurteilen. Vor allen Dingen, wenn diese Flächen dann mit Blumenerde und Holzhäcksel zugeschüttet und die wichtigen "Unkräuter" durch bunte, farbenprächtige Blumen aus den Baumärkten ausgetauscht werden. Hier finden Spatzen und andere Vögel ihre wichtigen Nahrungspflanzen nicht mehr. Außerdem werden durch das Ausbringen von Blumenerde und dicken Holzhäcksel alle Bodenlebewesen abgetötet, und unsere „Blätterwender“ unter den Vögeln wie Amseln & Co. finden keine Würmer, Larven und andere Bodenlebewesen mehr.
Deshalb sollten mehr wilde Stellen in Gärten, in Parks, in Vorgärten und auf Seitenstreifen von Gehwegen geduldet und gefördert werden. Mehr Wildnis in der Stadt ist auch nützlich für unsere gefährdeten Insekten. Nicht jede Mauerritze und jede Fuge zwischen Pflastersteinen muss von "Unkraut" befreit werden. Jedes Wildkraut hat eine wichtige Funktion, die es erfüllt. Einheimische Flora und Fauna gehören seit jeher zusammen. Und wenn man der Natur ihren Raum lässt, kann man sich am Anblick dieser kleinen quirligen Körnerfresser wie unsere Spatzen am Nikolausplatz erfreuen.