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Gehölzschnitt in der Praxis

30. Oktober 2021 | Hecken, Lebensräume, Naturschutz, Stadtökologie, Strundewiese

Wie schneidet man Pflanzen in Hecken richtig?

Nach dem erfolgreichen Schnitt wachsen die Pflanzen nicht mehr wild ineinander, sondern jeder Strauch ist als solcher zu erkennen.  (Thomas Fischer)

Am Samstag, den 30.10.2021, versammelte sich mittags eine Traube von Heckenenthusiast*innen bei leichtem Nieselregen vor einer Kleingartenanlage in Köln Thielenbruch an der Strundewiese. Die Mission: Gehölzschnitt lernen vom Profi. Der Profi: Frau Gerlach, Gärtnermeisterin mit Leidenschaft für ökologisch wertvolle Pflanzen.

So gesehen passte dieser Workshop optimal zum Kölner Heckenprojekt, in dem es darum geht, Hecken und Säume als Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu fördern und fordern. Genau hierzu sollten Hecken jedoch über die Jahre auch regelmäßig gepflegt werden. Aus diesem Grund fand der Praxisworkshop auch an einer Hecke statt, die bereits etwas in die Jahre gekommen war und anhand derer eine Reihe von Maßnahmen gezeigt und besprochen werden konnten.

Die Hecke, bestehend aus Gewöhnlichem Schneeball (Viburnum opulus), Eibe (Taxus), Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii), Gemeiner Hasel (Corylus avellana), Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Efeu (Hedera helix) und Brombeeren (Rubus), steht am Rande des Kleingartenvereins Köln-Dellbrück e.V.. Aus naturschutzfachlicher Sicht eine hervorragende Artenzusammensetzung, dennoch sah man auf den ersten Blick, dass hier einiges aus dem Ruder gelaufen war. Die einzelnen Pflanzen wuchsen kreuz und quer ineinander, die Brombeeren überwucherten stellenweise andere Pflanzen und auch morsche und abgestorbene Äste prägten das Bild. Eine hervorragende Möglichkeit, den Teilnehmer*innen des Workshops die richtigen Schnitttechniken und Methoden am lebenden Objekt zu zeigen.

Nach einer kurzen Auffrischung der theoretischen Inhalte, die bereits im Theorie-Workshop im Vorfeld besprochen wurden, begutachtete man die vorhandene Hecke und entwickelte einen Plan, wie der Pflegeschnitt angegangen werden sollte. Hierzu lohnt ein Blick auf die Hecke aus einer gewissen Distanz, um besser beurteilen zu können, welche Teile erhalten bleiben sollen und wo ein Schnitt Sinn ergibt. So konnte man schnell erkennen, dass die Pflanzen sich teilweise gegenseitig das Licht nahmen und Äste und Zweige vielerorts wild ineinander wuchsen. Hier galt es also zunächst ein paar größere Äste abzuschneiden, so dass die Pflanzen wieder mehr Platz haben, um sich frei entfalten zu können.

Für solche Maßnahmen sollte man jedoch auch auf eine adäquate Auswahl der Werkzeuge und die richtige Schnitttechnik achten. Praktischerweise hatte Frau Gerlach hierzu eine Reihe erprobter Scheren und Sägen im Gepäck. Neben Ast- und Heckenscheren sind auch Rosenscheren und scharfe Sägen unumgänglich. Hierbei sollte insbesondere darauf geachtet werden, dass es sich bei den Scheren um sogenannte "Bypass-Scheren" handelt. Dies bedeutet, dass die beiden Schneideflächen der Scheren aneinander vorbeiführen. Im Gegensatz zum "Amboss"-Modell, bei dem eine Schneidefläche auf eine stumpfen Amboss trifft, werden hiermit die Äste und Zweige beim Schneiden nicht gequetscht, was eine Verletzung der Pflanzen verhindert. Aber auch die richtige Schnitttechnik spielt eine wichtige Rolle. Diese konnte Frau Gerlach den interessierten Teilnehmer*innen ebenfalls anschaulich vor Ort vermitteln.

Nachdem also die Werkzeuge und die richtige Technik besprochen wurden, ging es an die praktische Umsetzung des Gelernten. Hierzu schwärmte man nun aus, um das Wissen anzuwenden. Es wurde geschnitten, zurückgestutzt, gesägt und gefachsimpelt. Hierbei konnten der Reihe nach die Pflanzen der Hecke in eine ansprechende und zugleich für die Pflanze verträgliche Weise zurückgeschnitten werden. Auch hier lohnte sich immer wieder ein Schritt zurück, um das Gesamtbild erneut zu erfassen und die Strategie gegebenenfalls anzupassen.

So wurde mithilfe der Teilnehmer*innen und unter fachlicher Anleitung von Frau Gerlach ein Großteil der Hecke gepflegt und der gesamte Heckenkörper wirkte nach der Pflege deutlich strukturierter. Gerade dieser Aspekt ist in der Heckenpflege wichtig, da es hierbei darum geht, den Pflanzen den benötigten Platzbedarf freizumachen, einen Platz an der Sonne zu sichern und auch totes Gehölz zu entfernen. Das Schnittgut wurde dann wieder in Abschnitte der Hecke eingebracht, so dass auch Insekten vom Totholz profitieren können.

Der BUND Köln bedankt sich herzlich bei Frau Gerlach für diese informative Veranstaltungsreihe und freut sich darauf, die Hecken zukünftig noch professioneller zu pflegen.

Das Projekt „Urbane Hecken und Säume“ wird von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen (SUE NRW) gefördert. Weitere Informationen finden Sie auf der Projektseite.


Eindrücke aus dem Workshop finden Sie in der Bildergalerie:

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